Ich habe endlich beschlossen, meine nächste große Reise anzugehen: Westkanada. Charlene aus Vancouver meinte, im Herbst sei die Luft klarer, die Berge ruhiger, und die Wale kommen näher an die Küste. Hätte ich nur früher gewusst, dass sich Freiheit so sehr nach Kiefern und kaltem Wind anfühlt.
Langsam wächst die Route: Vancouver, Whistler, dann über den Sea-to-Sky Highway nach Lillooet und weiter Richtung Jasper. Irgendwo dazwischen möchte ich ein paar Tage einfach nur stehen bleiben, den Motor aus, und hören, wie still es sein kann. Ehrlich gesagt geht’s mir diesmal weniger ums Sehen, sondern ums Spüren – um das kleine Gefühl, dass alles gut ist, egal was kommt. Bei jedem neuen Plan merke ich, wie gut es tut, mal wieder etwas nur für mich zu organisieren. Es wäre gelogen zu sagen, dass mich niemand begleitet – Erinnerungen fahren ja immer mit.
Doch diesmal nehme ich sie bewusst mit: all die Momente, die in Gedanken bleiben, wenn die Sonne über den Rockies aufgeht. Ich packe nicht viel ein, nur Kamera, Notizbuch und vielleicht ein paar offene Fragen. Chancen, sich selbst zu verlieren und wiederzufinden, gibt’s dort sicher genug. Hauptsache, ich fahr los.
Draußen wartet Kanada – und vielleicht auch ein kleines Stück von dem, was man Liebe nennt. Oft frage ich mich, ob Fernweh eigentlich nur eine Form von Nähe ist, die man noch nicht gefunden hat. Rein theoretisch könnte das stimmen – praktisch fühlt es sich jedenfalls so an. Ich weiß, dass mich dieser Trip verändern wird. So oder so.